Eine neue Küche ist in Deutschland fast schon eine Lebensaufgabe. Nirgendwo sonst wird so viel geplant, gemessen, überlegt und wieder verworfen wie hier. Die Deutschen und ihre Küchen – das ist eine besondere Beziehung. Und das aus gutem Grund: Eine vernünftig geplante Küche hält locker 15 bis 20 Jahre. Oder länger. Aber bevor man loslegt, sollte man ein paar Sachen wissen. Vor allem, weil es in Deutschland rechtlich und praktisch einiges zu beachten gibt.
Mieter oder Eigentümer – das ist hier die FrageWenn man zur Miete wohnt
In Deutschland werden viele Wohnungen ohne Küche vermietet. Man zieht ein und steht vor nackten Wänden – nur Wasser- und Stromanschluss sind da. Manche finden das toll (endlich die eigene Traumküche!), andere verfluchen es (schon wieder Geld ausgeben!).
Der Einbau
Als Mieter darf man normalerweise eine Küche einbauen. Solange man keine Wände einreißt oder das ganze Wassersystem umverlegt, ist das kein Problem. Aber Vorsicht: Wenn man zusätzliche Steckdosen braucht oder den Wasseranschluss verlegen will, sollte man das vorher mit dem Vermieter absprechen. Am besten schriftlich. Sonst kann’s beim Auszug Ärger geben.
Die Sache mit der Ablöse
Hier wird’s oft kompliziert. Man hat eine schöne Küche eingebaut, zieht aus, und will sie natürlich nicht mitnehmen. Also versucht man, sie dem Nachmieter zu verkaufen. Das nennt sich Ablöse. Problem: Der Nachmieter muss die Küche nicht übernehmen. Wenn er keine will oder eine eigene mitbringt, hat man Pech gehabt.
Dann muss man die Küche ausbauen und entweder in die neue Wohnung mitnehmen (wenn sie passt – oft tut sie das nicht) oder entsorgen lassen. Letzteres kostet Geld. Deshalb schon beim Kauf daran denken: Wie flexibel ist die Küche? Kann man sie notfalls anpassen?
Tipp für Mieter
Modulare Küchensysteme sind Gold wert. Die kann man umbauen, erweitern, anpassen. Wenn’s sein muss auch in der nächsten Wohnung wieder verwenden. Und alles dokumentieren – Fotos von vor dem Einbau, von danach, alle Genehmigungen aufheben. Klingt spießig, spart aber Nerven.
Wenn man Eigentümer ist
Als Eigentümer hat man deutlich mehr Freiheiten. Man kann planen, umbauen, Wände versetzen – zumindest theoretisch. In der Praxis gibt’s auch hier Grenzen.
Tragende Wände sind tabu
Auch als Eigentümer darf man tragende Wände nicht einfach rausreißen. Wer eine offene Wohnküche will und dafür eine Wand entfernen muss, braucht einen Statiker. Der prüft, ob das geht, und dann braucht man oft noch eine Genehmigung vom Bauamt. Ohne Fachmann geht da nichts.
Wasser und Strom
Neue Wasseranschlüsse oder mehr Strom für die Küche? Muss ein Fachbetrieb machen. In Deutschland ist das Pflicht. Ein Elektriker für die Stromleitungen, ein Installateur fürs Wasser. Selbst machen ist keine Option – zumindest nicht legal.
In der Eigentumswohnung
Hier wird’s manchmal kompliziert. Wenn Wasserleitungen durchs ganze Haus laufen und man die anzapfen will, sollte man die Eigentümergemeinschaft informieren. Bei kleineren Umbauten innerhalb der eigenen vier Wände ist das aber meistens nicht nötig. Im Zweifel nachfragen.
Was in eine deutsche Küche gehörtMülltrennung – der deutsche Klassiker
Wer in Deutschland wohnt, trennt Müll. Restmüll, Gelber Sack, Biomüll, Papier – mindestens. Manche Kommunen wollen auch noch Glas getrennt haben. Das heißt: Man braucht Platz für mehrere Mülleimer.
Moderne Küchen haben clevere Lösungen: Ausziehbare Systeme unter der Spüle, schmale Hochschränke mit mehreren Fächern oder Schubladen mit Trennsystem. Wichtig ist, das von Anfang an mitzuplanen. Nachträglich wird’s schwierig und teuer.
Spülmaschine gehört dazu
Eine Spülmaschine ist in Deutschland Standard. Selbst in kleinen Küchen wird oft eine 45-cm-Maschine eingeplant. Das ist nicht nur bequem, sondern auch ökologisch sinnvoll – moderne Spülmaschinen verbrauchen weniger Wasser als das Handspülen. Wer heute eine Küche ohne Spülmaschine plant, wird schräg angeschaut.
Dunstabzugshaube – nicht optional
Ohne Dunstabzugshaube geht nichts. Die verhindert, dass sich Fett und Gerüche in der ganzen Wohnung verteilen. Es gibt zwei Varianten: Abluft (Luft wird nach draußen geleitet) und Umluft (Luft wird gefiltert und zurück in die Küche geblasen).
Abluft ist effektiver, aber man braucht einen Durchbruch nach draußen. Das ist nicht immer möglich oder erlaubt. Umluft funktioniert überall, ist aber etwas weniger effektiv. Dafür einfacher zu installieren.
Steckdosen – lieber fünf zu viel als eine zu wenig
Sechs Steckdosen sind Minimum. Aber ehrlich: Das reicht oft nicht. Kaffeemaschine, Wasserkocher, Mixer, Toaster, Handy laden – die Liste ist lang. Moderne Küchen haben Steckdosenleisten in der Arbeitsplatte oder unter den Hängeschränken. Sieht gut aus und ist praktisch.
Worauf man beim Planen achten sollteDas Arbeitsdreieck
Herd, Spüle, Kühlschrank sollten ein Dreieck bilden. Die Wege dazwischen kurz, aber nicht zu kurz. Ein bis zwei Meter zwischen den Stationen sind ideal. Das spart beim Kochen Zeit und Nerven.
Klingt banal? Ist aber wichtig. Wer schon mal in einer schlecht geplanten Küche gekocht hat, weiß das. Ständig hin und her laufen nervt.
Arbeitsfläche – mehr ist mehr
Häufiger Fehler: zu wenig Arbeitsfläche. Neben dem Herd sollten mindestens 90 cm frei sein, neben der Spüle mindestens 60 cm. Wer gerne kocht, plant besser noch mehr ein. Nichts ist nerviger, als beim Schnippeln keinen Platz zu haben.
Stauraum clever nutzen
Ecken mit Karussellschränken nutzen. Auszüge statt tiefe Schränke einplanen (findet man Sachen besser). An einen Vorratsschrank denken. Man unterschätzt meistens, wie viel Zeug man in einer Küche unterbringen muss. Töpfe, Pfannen, Geschirr, Vorräte, Gewürze, Küchenmaschinen – die Liste ist endlos.
Licht nicht vergessen
Eine Deckenlampe reicht nicht. Unter den Hängeschränken sollten LED-Leisten sein. Die beleuchten die Arbeitsfläche ordentlich. Sonst steht man sich beim Schneiden selbst im Licht. Manche planen auch Licht in den Schränken – ist praktisch, muss aber nicht sein.
Wo sich Qualität lohnt (und wo nicht)
Küchen kosten unterschiedlich viel. Manchmal erschreckend unterschiedlich. Hier ein paar Gedanken dazu, wo man investieren sollte und wo’s auch günstiger geht:
Investieren lohnt sich bei:
Scharniere und Auszüge – klingt langweilig, ist aber wichtig. Die öffnet und schließt man hunderte Male. Pro Woche wohlgemerkt. Billige Scharniere leiern nach zwei Jahren aus, dann hängen die Türen schief. Marken wie Blum oder Hettich sind teurer, aber die halten wirklich. Gleiches gilt für die Arbeitsplatte. Die bekommt alles ab: heiße Töpfe, Messer, Wasserspritzer. Da sollte man nicht am falschen Ende sparen.
Sparen kann man bei:
Fronten und Griffe kann man später noch tauschen. Wenn einem die Optik irgendwann nicht mehr gefällt – kein Problem. Bei Elektrogeräten ist es unterschiedlich. Wer jeden Tag kocht, merkt den Unterschied zwischen Mittelklasse und Premium. Bessere Energiewerte, die halten länger, funktionieren einfach besser. Aber wer nur ab und zu mal was warm macht? Da reicht oft auch was Solides aus der mittleren Preisklasse.
Woran man gute Anbieter erkennt:
Zeit ist ein guter Indikator. Seriöse Küchenanbieter hetzen einen nicht durch die Planung. Die erklären, warum Material X besser ist als Material Y. Zeigen Musterstücke zum Anfassen. Und das Angebot sollte detailliert sein – nicht nur eine Summe am Ende, sondern aufgeschlüsselt: Was kostet die Planung? Die Lieferung? Der Aufbau? Anschlüsse? Wenn da nur “Küche komplett: 18.000 €” steht, würde ich nochmal nachfragen.
Zeitplanung nicht vergessen
Von der ersten Idee bis zur fertigen Küche? Rechnet mit zwei, drei Monaten mindestens. Manchmal auch länger, gerade wenn spezielle Materialien her müssen oder der Lieferant gerade überlastet ist. Also nicht drei Wochen vor dem Einzugstermin anfangen zu planen. Das wird eng.
Gesetzlich hat man zwei Jahre Gewährleistung. Viele Hersteller bieten aber mehr – bis zu fünf Jahre manchmal. Lohnt sich, das Kleingedruckte zu lesen. Manche Garantien klingen gut, decken aber nur bestimmte Teile ab. Andere sind wirklich umfassend.
Unterm Strich
Eine maßgefertigte Küche kostet Geld. Nicht wenig. Aber wer schon mal in einer schlecht geplanten Küche gekocht hat, weiß: Das nervt jeden Tag aufs Neue. Deshalb lohnt sich die Zeit für ordentliche Planung. Wie kocht man eigentlich? Braucht man wirklich drei Schubladen für Besteck oder lieber mehr Platz für Töpfe? Solche Fragen klären sich am besten mit jemandem, der das schon hundertmal gemacht hat. Gute Küchenplaner sehen Probleme voraus, bevor sie entstehen – und haben oft Lösungen parat, auf die man selbst nie gekommen wäre.
Egal ob man zur Miete wohnt oder Eigentümer ist – am Ende geht’s darum, dass die Küche passt. Nicht nur optisch, sondern im Alltag. Wenn das klappt, hat man jahrelang Freude dran. Oder wie manche sagen: bis die Kinder ausgezogen sind.